Xylit (Birkenzucker)

08.09.2017

Da ein Vergiftungsfall mit Xylit gerade in sämtlichen FB Gruppen gepostet wird, möchten wir euch hier etwas mehr über den Zuckeraustauschstoff schreiben. Das Xylit giftig für Hunde ist, ist bereits seit langem bekannt (gleiches gilt für andere Zuckeraustauschstoffe die ähnlich oder gleich wirken). Wir greifen deshalb einen Teil aus unserem Beitrag vom 5.11.2016 (Facebook) und unseren Vergiftungsseminaren noch einmal hier auf.

Bei Xylit handelt es sich um einen Zuckeraustauschstoff der aus der Birkenrinde gewonnen wird.

Xylit wird in Bonbons, Kaugummis, Schokolade, Zahncreme sowie anderen Lebensmitteln verarbeitet (Achtung bei Produkten aus den USA muss Xylit nicht deklariert werden).

Nach 30-60 Minuten kommt es zu Erbrechen, Insulinanstieg nach 20 Minuten mit einem Plasmapeak von 40 Minuten im Blut.

Durch eine sehr hohe Insulinausschüttung kann es beim Hund zu einer lebensbedrohlichen Hypoglykämie sowie Leberschäden bis zum Leberversagen führen. Das heißt zuerst steigt der Blutzucker sehr hoch an und fällt dann in eine starke Unterzuckerung. Symptome können von Erbrechen über Schwäche, zittern, epilepsieähnlichen Anfällen, Lethargie, Unterzuckerung, Koordinationsschwierigkeiten, Kreislaufversagen, Koma bis hin zum Tod reichen.

Bereits Mengen ab 0,1g/kg können zu einer Hypoglykämie führen, je höher die Menge umso wahrscheinlicher KANN (nicht muss, da haben wir wieder die individuelle letale Dosis) ein akutes Leberversagen auftreten. Das Leberversagen kann auch ohne eine Hypoglykämie erfolgen (nach 9-72 Stunden).

Bitte geht schon beim kleinsten Verdacht auf eine Xylitolvergiftung direkt in die Tierklinik!

Kleiner Exkurs:

“Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“ (sic!)

Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim

LD = Die letale Dosis (LD) ist die für ein bestimmtes Individuum tödliche Menge eines Stoffes oder Strahlung (letale Dosis von Kaliumcyanid (Zyankali) liegt bei etwa 140 Milligramm (Erwachsener).

LD50 = Im Tierversuch wird der sogenannte LD50-Wert bestimmt, d.h. die Menge, die bei einmaliger Gabe den Tod von 50 % der Versuchstiere zur Folge hat. Es muss beachtet werden, dass bei der tödlichen Dosis LD50 die Hälfte der Versuchstierpopulation stirbt, was nicht heißt, dass die anderen 50% keine körperlichen Schäden davon tragen und was auch bedeutet, dass die ersten Tiere schon an einer geringeren Dosis sterben können.

Das Maß für die akute Giftigkeit (Toxizität) einer Substanz (z.B. eines Medikaments); üblicherweise in mg/kg Körpergewicht angegeben.

Toxische Wirkung von Substanzen zwischen verschiedenen Tierarten wie auch zwischen Tier und Mensch können z.T. stark variieren.

Die individuelle letale Dosis ist bei jedem Tier unterschiedlich. Gerade in diversen Gruppen hört man oft: Mein Hund frisst schon immer Trauben, Avocado oder what ever und ist nix passiert! Glückwunsch, dann liegt die individuelle letale Dosis deines Hundes höher wie bei anderen! Trotzdem sind solche Aussagen absolut fahrlässig! Ich kann nur jedem abraten solche Experimente zu machen, denn auch wenn ein Tier nicht von einem Stoff stirbt oder keine “offensichtlichen Probleme” hat, heißt dass noch lange nicht, dass durch diesen Stoff kein Schaden entstanden ist!

Quelle: Clinitox, Giftdatenbank, Seminarunterlagen Vergiftungen beim Hund von Tina & Dominik Knopf